Selbst wenn sich nur eine winzige Fliege auf sein Fell setzt, reagiert das Pferd mit einem Zucken der betreffenden Stelle, und der Plagegeist fliegt meistens davon. Die gesamte Körperoberfläche des Pferdes ist außerordentlich empfindsam. Ein der menschlichen Hand vergleichbares Tastorgan haben Pferde jedoch nicht. Ihre Füße sind durch harte Hufe weitgehend gegen die Umwelt abgekapselt. Manche Pferde reagieren jedoch empfindlich, wenn sie unbeschlagen auf steinigen Wegen laufen müssen.
Die weichen Lippen mit den langen Tasthaaren sind das feinfühligste Tastorgan der Pferde. Sehr sorgfältig prüfen sie jeden Bestandteil des Futters, bevor er ins Maul gelangt. Mit den Lippen nehmen sie auch Kontakt zu ihren Artgenossen oder anderen Lebewesen auf. Mit ihren seitwärts am Kopf liegenden Augen können Pferde einen großen Umkreis wahrnehmen, sogar der Reiter befindet sich in ihrem Blickfeld. Dafür sehen Pferde nicht so scharf wie wir, und sie haben Schwierigkeiten, direkt vor ihnen stehende Dinge deutlich zu erkennen. I m Vorteil sind Pferde dagegen bei Dunkelheit. Das Farbsehen scheint bei Pferden nicht sehr gut ausgeprägt zu sein. Auf jeden Fall können sie aber Gelb, Blau, Rot und Grün von einander zu unterscheiden. Sehr deutlich nehmen Pferde Bewegungen wahr. Mitunter scheuen sie schon bei einem winzigem sich bewegendem Schatten. Oder ein in weiter Ferne fahrendes Auto erregt ihre Aufmerksamkeit und lässt sie wie angewurzelt stehen bleiben.
Es ist ein richtigen Vergnügen, das Ohrenspiel eines Pferdes zu beobachten. Mal sind beide Ohren ganz aufmerksam nach vorne, mal beide nach hinten gerichtet, oder aber eines lauscht nach vorne, das andere nach hinten. Auf diese Weise sind Pferde in der Lage, auch sehr leise Geräusche aus jeder Richtung zu hören und zu orten.
Eine wichtige Funktion erfüllt der Geruchssinn. Alles, was ihnen neu ist, seien es Artgenossen, Menschen oder Gegenstände, beriechen Pferde erst einmal. Wenn sich zwei Pferde kennen lernen, nehmen sie zunächst die spezielle Duftnote des anderen auf, indem sie die Nasen fest aufeinander legen. Der Geruch entscheidet offensichtlich darüber, ob sie sich sympathisch finden oder nicht. Das Fohlen erkennt seine Mutter auch am Geruch. Mit Dem Geruchssinn entscheiden Pferde auch über Futter und Trinkwasser. Sie kosten es nicht zuerst, sondern beschnuppern es nur.