In vielen Foren liest man diese Frage. Unerfahrene Pferdebesitzer stehen oft frustriert auf der Weide und verstehen nicht, weshalb ihr Pferd nicht auf Zuruf zu ihnen kommt oder gar wegläuft, wenn sie sich ihm nähern.
Bestechungspotential Pferdeleckerlies
Das Locken mit Leckerlies sollte man tunlichst vermeiden, vor allem dann, wenn sich eine Herde auf der Weide befindet. Denn dann sieht man sich schnell umringt von allen Herdenmitgliedern, die ebenfalls scharf auf die Leckerlies sind. So bedrängt, gestupst und bezupft von allen Seiten, ist es kein Vergnügen, seinem Pferd das Halfter überzuziehen und sich mit ihm Richtung Weidetor zu kämpfen. Einmal damit angefangen, geht die Chance, sein Pferd in Ruhe von der Weide zu holen, für lange Zeit gleich null.
Es geht auch anders
Im Umgang mit seinem Pferd muss man sich immer wieder in die Erlebniswelt seines Lieblings hineinversetzen. Pferde sind nicht nur Fluchttiere, sondern auch Energiesparer. Hat ein Pferd gelernt, dass jedes Abholen von der Weide nur Arbeit und Anstrengung nach sich zieht, wird es natürlich alles unternehmen, um weiter gemütlich auf seiner Weide zu grasen und bei seiner Herde, die ihm Schutz bietet, bleiben zu können.
Deshalb tut man gut daran, bei den ersten Abholungen von der Weide, viele schöne Dinge mit seinem Pferd zu machen. Putzen, Kraulen, Schmusen, Spazierengehen und dann auch gern mal ein Leckerlie nach kleinen Übungen, die Vertrauen schaffen, zu geben. So verknüpft ein Pferd das Abholen von der Weide mit der Erwartung, dass es anschließend eine schöne Zeit mit Dir verbringen wird.
Du würdest das gern tun, nur leider müsstest Du Dein Pferd zu diesem Zweck zunächst von der Weide bekommen?
Genau deshalb sollten die Putz- und Schmusestunden in der ersten Zeit möglichst vor dem morgendlichen Weidegang stattfinden. Dein Pferd muss Dich erst kennenlernen und erfahren, dass es schön ist, mit Dir zusammen zu sein. Steht es im Offenstall und nicht nachts in einer Box, dann nutzt man jede Stunde in der es sich im Offenstall befindet, um sich aneinander zu gewöhnen und kennenzulernen.
Geh auf die Weide und lade Dein Pferd zu Dir ein
Kommt dann der Tag, an dem Du mit Halfter und Führstrick bewaffnet auf die Weide gehst, dann nähere Dich Deinem Pferd so, wie andere Pferde es auch tun würden. Nämlich mit Respekt, in leicht geduckter Haltung und mit gesenktem Kopf. Das Halfter in der Hand sollte ruhig hängen und nicht herumschlenkern. So erkennt Dein Pferd: Keine Gefahr, ein friedliches Zusammentreffen steht bevor. Lauf niemals direkt und hektisch auf dein Pferd zu, denn so verhalten sich Raubtiere, vor denen es natürlich flüchten würde.
Nähere Dich seitlich und fast parallel Deinem Pferd. Hebt es den Kopf und schaut neugierig zu Dir herüber, dann bleib stehen, drehe Dich so, dass Du ihm nicht in die Augen blickst und strecke ihm langsam Deine freie Hand (nicht die, mit der Du Halfter und Führstrick hältst!) einladend entgegen. Hast Du alles richtig gemacht, wird Dein Pferd, weil es neugierig ist, jetzt ebenfalls den Kopf senken und langsam auf Dich zugehen. Steht es bei Dir, zerre ihm jetzt nicht hektisch das Halfter über den Kopf, sondern streichle ihm erstmal die Stirn, den Hals, den Rücken und lobe es, ohne ihm in die Augen zu blicken. Bleibt es bei Dir stehen, kannst du mit langsamen ruhigen Bewegungen das Halfter überziehen, den Führstrick befestigen und ganz bequem mit ihm die Weide verlassen.
Vermeide jede Hektik und jede Bewegung, die Dein Pferd erschrecken könnte.
Nimm Dir wirklich Zeit für das Abholen. Hast Du die Weide mit Deinem Pferd verlassen, darfst Du es ausgiebig loben und mit einem Leckerlie belohnen. Pferde lernen sehr schnell und so kann es schon bald passieren, dass Dein Pferd freudig zum Weidetor gelaufen kommt, wenn du es rufst oder es Dich von Weitem kommen sieht.
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Toller Tipp. Danke.